Verpackungsdruck - Migration!?

Einer der potenziellen Wachstumsmärkte in der Druckindustrie ist der Verpackungsmarkt. Die Verpackung dient jedoch nicht nur um ein Produkt zu schützen oder es transportfähig zu machen, sondern es soll auch zur Kaufentscheidung animieren. Der Vielfalt der Veredelungen und der Funktionalität können sehr umfangreich sein. Besonders für Lebensmittel- und medizinische / pharmazeutische Produkte fällt oft das Wort "Migration"
Auf das Thema "Migration" im Verpackungsmarkt möchte ich in diesen Artikel mal näher eingehen.
Zur Definition: 


Migration ist der Übergang von Substanzen aus der Verpackung, oder der Umgebung in das Füllgut.

Anhand eines Beispieles will ich das mal verdeutlichen:




Im Bild seht ihr eine Lasagne - Verpackung. Die Lasagne - Platten sind lose in der Verpackung und haben direkten Kontakt zum Verpackungskarton.
In diesem Beispiel wäre das Füllgut also die Lasagne - Platten. 
Bei den Substanzen die in das Füllgut migrieren (übergehen) können, sind laut einer Foodwatch Studie über 250 Substanzen identifiziert worden. U. a. auch krebserregende Stoffe wie: Klebestoffe, Weichmacher, Fotoinitatoren, etc... Vor allem Mineralöle die bei der Papier / Kartonage Herstellung verwendet werden oder in Berührung kommen sind bedenklich. Im weiteren können natürlich die Farben und Lacke die für eine Verpackung benutzt werden, Einfluss nehmen. Sowie die Postpress Maschinen (z.B. Faltschachtelklebemaschinen), Lagerung und Transport können als mögliche Migrations - Verursacher verantwortlich sein.
Dabei unterscheidet man Vier Migrationsarten:
  • Kontaktmigration
  • Verdampfungsmigration
  • Penetrationsmigration
  • Destillationsmigration
Nun bei dieser Lasagne Verpackung gibt es keinerlei Schutzwirkung des Füllgutes. Man unterscheidet noch verschieden Schutzwirkungen gegenüber dem Füllgut, sogenannten Barrieren.
  • absoluten Barriere (z.B. Glas; durch Glas ist eine Migration nahezu unmöglich)
  • funktionelle Barriere (ein speziell Plastikwerkstoff oder Alufolie über 7µm stark, gilt nicht für Cornflakes oder Reisbeutel. Diese sind nur INBAGS oder Innenbeutel)
  • Barrierelos (direkter Kontakt zum Füllgut keine Schutzwirkung wie Lasagne-Platten)
Bei der Herstellung einer Lebensmittel Verpackung kommt es zu einer sehr umfangreichen Einfluss-kette für mögliche Migrationsmöglichkeiten.

Bedruckstoff - Press - Postpress - Lagerung - Logistik - Herstellung - usw.... 
Das bedeuten, dass jeder Beteiligte an der Prozesskette einen Einfluss auf Migration hat. Besonders die Einhaltung der Grundlagen, Regelungen, Dokumentation und  Kommunikation aller Beteiligten sind enorm wichtig. 
Die Rechtlichen Grundlagen und Verordnungen sind mitunter sehr umfangreich und es dürfen die Grenzwerte keinesfall überschritten werden. Hier könnt ihr euch über die Rechtliche Lage und Grenzwerte informieren.

Fazit:

Migration kann also überall im Herstellungsprozess einer Verpackung stattfinden. Im Vorfeld einer Verpackungsproduktion sollte genau definiert werden: Was diese Verpackung als Füllgut bekommt und welche Migartionswerte diese haben darf. 
Bedruckstoffe sowie Verbrauchsmaterialien sollten unbedingt mit einander abgestimmt werden. Die Migrationswerte von einem unabhängigen Labor prüfen lassen. Bei bedenken oder auch bei fragen rund um die Verpackung kann man sich an die BDVI (Bund Deutscher Verpackungsingenieure) oder an das BVL (Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit) wenden.
Für ganz wichtig halte ich die Dokumentation und Kommunikation in der Prozesskette.

Ich habe ein kleines Infoblatt "Migration" zusammengestellt. Dort sind die wichtigsten Begriffe und Gesetzliche Verordnungen aufgelistet. 


Um mein Wissen zu verbessern, bin ich für jegliches Infomaterial dankbar. Bitte sendet Infomaterial, sowie Vorschläge für weitere Artikel an: 

 druprof@gmail.com

Gerne dürft ihr eure Kommentare hinterlassen 

Ich wünsche eine erfolgreiche Zeit 


Euer 

Uwe Schulczek

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